Niki de Saint Phalle und das Theater – At Last I Found the Treasure
Ihr erstes Großprojekt schuf Niki de Saint Phalle 1966 mit einer begehbaren liegenden Frauenfigur. Daraufhin wurde der damalige Theaterregisseur Rainer von Diez auf sie aufmerksam und lud sie nach Kassel ein, um das Bühnenbild und Kostüme für die Inszenierung des Stückes Lysistrata zu entwerfen. Sain Phalle identifiziert sich schnell mit dem Stück: Es geht um Frauen, die gegen ihre Männer und den Krieg verschwören.
Sie schreibt sogar ihr eigenes Theaterstück: „Ich“, welches 1968 anlässlich der documenta in Kassel uraufgeführt wurde. In ihrem Stück ergreift eine weibliche Figur die Macht über die Menschheit. Sie geht dabei über Leichen: Als junges Mädchen tötet sie ihre Eltern und sie schreckt auch nicht vor weiteren Morden zurück. Sie versucht sich an den verschiedensten Disziplinen und erlangt in allen Weltruhm. Schließlich heiratet sie sich selbst. Mit dem Stück regte Niki de Saint Phalle die Kritik und Fantasie des Publikums gleichermaßen an. Sie verstand es, dass Theater mit dem Publikum zu agieren habe.
Fast zeitgleich schrieb und zeichnete die Künstlerin Liebesbriefe an Rainer von Dietz und an Jean Tinguely, welche ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Kindlich naiv, aber auf eine besondere Art rührend, beschreibt sie mögliche Orte an denen sie ihre Liebespartner sehen möchte. Vertraute Motive aus ihrem Repertoire sind immer dabei: Bäume, Sonne, Schlangen.
>> Die Ausstellung beleuchtet alle Facetten der Künstlerin, verschweigt weder ihren sexuellen Missbrauch, noch die Beziehung zu den beiden Männern, doch werden diese Aspekte auch nicht als Sensation ausgeschlachtet. Ihre Wut auf Männer ist präsent, aber anders als bei ihren Schießbildern, wird das Thema nicht fokussiert. Vielen ist Niki de Saint Phalle wahrscheinlich durch ihre bunten und betont weiblichen, üppigen Nana-Figuren bekannt. Die Ausstellung zeigt unbekannte Kunstwerke und einzigartige noch unveröffentlichte Filmdokumente, denn ihre Theaterarbeit ist bislang noch ungewürdigt geblieben. Eine absolut empfehlenswerte Ausstellung gerade wenn es darum geht, Künstler unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Niki de Saint Phalle und das Theater – At Last I Found the Treasure
7. Dezember 2016 bis 12. März 2017
Opelvillen Rüsselsheim
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