ULAY: Life-Sized
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Ulay, als Frank Uwe Laysiepen in Solingen geboren, gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Performancekunst und der performativen Fotografie. Er selbst bezeichnet sich selbstironisch als den bekanntesten unbekannten Künstler.
In der Schirn-Kunsthalle ist derzeit seine erste große Überblicksausstellung zu sehen.
Beim Betreten der Ausstellung sieht sich der Betrachter zunächst mit Polaroid-Fotographien von scheinbar banalen, überlebensgroßen Alltagsgegenständen konfrontiert. „Selfies“, so nennt sie Ulay. Doch mit Ulay selbst haben sie auf den ersten Blick nichts zu tun. Und auch nur auf den ersten Blick scheint es sich bei den Gegenständen um banale Alltagsgegenstände zu handeln: Ein schwarzes Ei, eine weiße oder vielleicht doch eine schwarze Kerze – nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Auch mit einer Serie gefüllten Wassergläsern nimmt Ulay bei näherer Betrachtung Bezug auf sich selbst: Wie viel Wasser steckt in einzelnen Körperpartien? Ulay zeigt es mit dem Wasserglas. Die Wassergläser stehen stellvertretend für seinen Körper. Am Ende dieser Reihe hängt das eigentliche Portrait: ein Brustportrait des Künstlers selbst.
Ulay ist angetrieben von der Frage nach der eigenen Identität.
Auch in seiner performativen Arbeit setzt sich Ulay damit auseinander. Wie drückt sich Identität im Körper aus und welche Strategien verändern Identität?
Ulay sieht seinen Körper als Forschungsgegenstand. Wie auf einer Leinwand zeichnen sich dort die Einflüsse ab. Die Haut fungiert für ihn dabei als wichtiges Element: So ließ er sich ein Tattoo samt seiner Hat entfernen und zeigt in dessen Fotodokumentation, dass die Fotografie unter die Haut gehen könne und nicht nur die Oberfläche abbilde, dass die Haut eine natürliche Grenze auf der Suche nach der Identität sei, die es zu durchbrechen gelte. Ulay führt sein eigenes Leben und die Kunst zusammen. Sein Körper selbst wird zum Forschungsgegenstand auf dem sich, wie eben auch auf einer Leinwand, verschiedene Einflüsse ablesen lassen.
Durch fotografische Selbsterkundung ergründet Ulay nicht nur die Rolle des gesellschaftlichen Geschlechts, sondern auch die Möglichkeit einer von zwei Menschen geschaffenen, neuen Identität. Er ordnet Fotografien einzelner Körperteile baukastenähnlich an und führt so eine Defragmentierung des Körpers vor. Immer wieder scheinen sich die Körper aufzulösen und zu etwas neuen zusammenzutun oder lassen die Entstehung hybrider Persönlichkeiten, neuer Identitäten, zu. Ulay ruft die Frage auf, wo die Grenze zwischen Mann und Frau verlaufe.
Nicht selten experimentiert Ulay mit dem eigenen Ich, wenn er sich beispielsweise als Frau kleidet und sein Gesicht hinter einer teils verdeckten Glasscheibe zeigt. Es scheint Ulay um das Entziehen starrer Identitätszuschreibungen zu gehen, wenn er die zeigt, dass sich die Identität stets im Wandel befinde.
13. Oktober bis 8. Januar 2017
ULAY: Life-Sized
Schirn Kunsthalle Frankfurt
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