Pioniere des Comic Eine andere Avantgarde
1897 eroberte der Comic sein Publikum. Seine Leser, ob Bürgertum, Arbeiterklasse oder Einwanderer, alle waren sie gleichermaßen fasziniert von den Comics, die ihnen in den Tageszeitungen begegneten.
Der Comic war als erstes Bildmassenmedium der Geschichte vielfach reproduzierbar – In einer Gesellschaft ohne Fernsehen und Internet, revolutionär.
Die Ausstellung in der Schirn-Kunsthalle zeigt Zeichner, die Maßstäbe des frühen Comic setzen.
Darunter ist auch Cliff Sterrett, der mit „Polly an der Her Palse“ vom Ehepaar Perkins und der von Verehrern umschwärmten Tochter Polly erzählt. Im Laufe seiner Arbeit ist die Entwicklung seines Zeichenstils zu erkennen: von einem nervös organischen Strick zu einer geometrischen Abstraktion, um dann seinen Comic geradezu modernistisch werden zu lassen. Fantastische Gebilde aus Wälder und Pflanzen erobern den Bildraum, er verschiebt die Größenverhältnisse und lässt Architektur, Wände und Böden stürzen.
George Herrimans erfreute sich mit seiner Comic-Reihe „Krazy Kat“ einer intellektuellen Leserschaft, denn sie erschien auf den Seiten des Feuilleton. Er spielte mit dadaistischen Stilelemente und folgte einer ganz eigenen, zum Teil absurden Erzähllogik. Innerhalb der Geschichte des Comics stellt „Krazy Kat“ den Vorreiter für alle späteren Kleintier-Slapsticks von Felix the Cat über Mickey Mouse bis zu Tom und Jerry dar.
Frank King erzählt mit „Gasoline Alley“ in Echtzeit von dem Leben rund um Uncle Walt und seinem Findelkind. Ab 1921 erschien in mehr als drei Jahrzehnte lang täglich eine Folge in Zeitungen des gesamten Landes. Die Protagonisten altern, wie ihre Leser auch. Sie leiden ebenfalls unter der Great Depression der 1930er Jahre, sehen sich ebenfalls mit der Einberufung aller junger amerikanischer Männer in den Zweiten Weltkrieg konfrontiert. Zwischen dem Leser und der Protagonisten des Comic entstehen Parallelen.
Pioniere des Comic Eine andere Avantgarde
23. Juni bis 18. September 2016
Schirn-Kunsthalle Frankfurt
