ICH

Selfies. Der Inbegriff der Selbstinszenierung.

Wir leben in einer Zeit der massenhaften Ich-Performance. Gesichter oder Körperteile überall. Alle auf irgendeine Art inszeniert, optimiert und irgendwie doch noch im Glauben an Authenzität und im Glauben daran, dass es das "Wahre Ich" repräsentiert. Doch es zeigt nur, was wir zu sein glauben und wie wir uns sehen möchten.

Das Selbstporträt ist die Bühne der Selbstinszenierung. Schon Rembrandt erprobte , inwieweit das Gesicht die Befindlichkeit der Seele widerspiegelt. Auch van Gogh befasste sich mit Selbstdarstellungen als Ausdruck der inneren Befindlichkeit und Albrecht Dürer zeigte mit seinem Selbstporträt sein Selbstbewusstsein und seine Position als Künstler. Auch Frida Kahlo kehrte ihr Innerstes nach Außen und zeigt ihren schmerzenden Körper und leidende Seele.

Das Selbstporträt ist also nicht nur eine Plattform für die Darstellung des Selbst, sondern fordert heraus, die Konfrontation mit dem Ich zu suchen.

Heute ist das traditionelle Selbstporträt Geschichte. Künstler bedienen sich anderen Wegen, ihr Selbst zum Ausdruck zu bringen. Die für ein klassisches Selbstporträt üblichen Merkmale fehlen meist ganz. Sie zeigen Selbstporträts ohne Selbst, Porträts ohne Gesicht. Es gibt keine Illusion der Realität mehr. Ähnlichkeit wird gemieden, das Äußere verborgen - die Darstellungen können als Antithese zu den alltäglichen Selfies gesehen.

ICH

10. März bis 29. Mai 2016

Schirn Kunsthalle Frankfurt